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Konzentrationsschwäche, Mobbing, Mediensucht

Am 3. November 2021 veröffentlicht.

Smartphones und Kinder.

Irgendwie gibt es in jeder Generation den Konflikt im Umgang mit den aktuellen Medien der jeweiligen Zeit, oft auch zwischen Eltern und deren Kindern. Dieser Konflikt lässt sich zurück bis in die 1450er Jahre belegen. Damals verbreitete Johannes Gutenberg den Buchdruck mit beweglichen Lettern im Heiligen Römischen Reich und damit abertausende Bücher. Wer lesen konnte, hatte nun einen günstigen Zugang zu Wissen. Das gefiel naturgemäß nicht allen. Und es kamen Argumente auf wie, dass das Wissen die Menschen überfordere, die Ablenkung zu groß sei und sie von ihrer eigentlichen Arbeit ablenke. Klingt sehr bekannt, oder?

Druckerplatte einer Zeitung. Photo by Hannes Wolf on Unsplash
Druckerplatte einer Zeitung. Photo by Hannes Wolf on Unsplash

Diese scheinbaren Argumente erhielten mit jedem neuen Medium eine Renaissance. In chronologischer Reihenfolge waren das die Verbreitung von Zeitungen um 1600, die abendlichen Kinovorstellungen im späten 19. Jahrhundert, die Ausstrahlung von Radio Anfang des 20. Jahrhundert, das Fernsehen ab 1950, das Internet seit den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts bis heute mit sozialen Medien wie Facebook, TikTok und Co.

Dadurch, dass ein Medium kein anderes ablöste, sondern immer ergänzte, hat es nie ein größeres Angebot an Medieninhalten und bereitstellenden Plattformen gegeben. Aufmerksamkeit ist ein kostbares Gut geworben, um das bereits im Kindesalter geworben wird. Nur können diese sehr schlecht reflektieren, was um sie herum und mit ihnen geschieht und sind somit einer großen Gefahr ausgesetzt. Diese muss nicht zwingend zu Cybermobbing und Spiel- oder Mediensucht führen. Aber ohne Schwierigkeiten geht es auch nicht. Besonders das Nutzungsverhalten mit dem Smartphone steht stark in der Kritik.

Dabei bekommen die Eltern in der Regel nur die offensichtlichen Störungen mit. Zum Beispiel, dass die Kinder unkonzentriert sind oder ständig den Blick auf das Smartphone gerichtet haben. Dann werden Hausaufgaben nicht gemacht und die schulischen Leistungen sinken. Auch das soziale Gefüge innerhalb der Familie verschiebt von Harmonie zu Stress und Unausgeglichenheit. Aber die tatsächlichen gefährlichen Inhalte bleiben verborgen.

Photo by Gaelle Marcel on Unsplash
Photo by Gaelle Marcel on Unsplash

Bereits 2015 gab es dazu eine Studie, die im Auftrag der Landesmedienanstalt NRW durchgeführt wurde. Sie beinhaltet u.a. eine Quantitative Befragung von 500 Kindern/Jugendlichen und einem ihrer Elternteile. Ein spannender Teil der Ergebnisse für erlebte Risiken der Kinder und Jugendlichen schaut so aus:

48.1%   Happy Slapping-Opfer, Video wurde verbreitet
42.7%   Ausgrenzung (Opfer) z. B. wegen Handymodell
27.1%   Ausgrenzung (Täter) z. B. wegen Handymodell
24.4%   Ausgrenzung (Opfer) durch z. B. WhatsApp
24.0%   Ausgrenzung (Täter) durch z. B. WhatsApp
21.0%   Mobbing (Täter)
20.0%   Mobbing (Opfer)
18.6%   intime Fotos bekommen
16.3%   zu wenig ‚echter‘ Kontakt zu Freunden
15.1%   zu viel Erleichterung (z. B. Taschenrechner)
12.8%   Happy Slapping-Videos bekommen
11.1%   schulische Probleme durch starke Handynutzung
10.7%   Kontakt mit nicht kinder-/jugendfreien Seiten
10.6%   Kommunikationsstress empfinden
8.3%     hohe Kosten verursachen
6.5%     Nachrichten von Fremden bekommen
6.4%     unüberlegt Daten preisgeben
6.0%     Ablenkung durch Handy (z. B. bei Hausaufgaben)
4.6%     Happy Slapping-Videos verschicken
4.1%     Intime Fotos verschicken

Zu einigen Inhalten wurden nur diejenigen Kinder befragt, die über einen Internetzugang am Handy verfügen, zu einigen Inhalten aus forschungsethischen Gründen nur die 11‐ bis 14‐Jährigen.

Der kleine Ausflug in die Vergangenheit oben soll verdeutlichen, dass ein Verbot im Umgang mit Smartphone und sozialen Medien keinen Sinn ergibt. Denn diese werden nicht wieder verschwinden. Ganz im Gegenteil. Sie sind bereits fester Bestandteil im täglichen Leben und der Gesellschaft. Und damit aufzuwachsen und den Umgang bereits vor dem 18. Lebensjahr zu erlernen, hilft in späteren Lebensabschnitten sehr viel mehr. Denn hier ist der Schaden ungleich größer und verbaut dem jungen Menschen vielleicht sogar die gesamte Zukunft. Von nicht verschwinden wollenden Bildern und sozialer Ausgrenzung bis zum Jobverlust sind einige Beispiele.

Viel wichtiger ist es die Kinder und Jugendlichen zu begleiten. Sie auf Augenhöhe anzusprechen und aufzuklären, welche Intentionen Medieninhalte haben. Woher sie stammen, was sie bewirken und welche Gefühle und Gedanken sie auslösen. All diese Informationen sollten zusammen reflektiert und ausgewertet werden. So entstehen Sensibilisierung und Erkenntnis im Umgang mit all den Einflüssen, denen sie und wir ständig ausgesetzt sind.

Photo by John Schnobrich on Unsplash
Photo by John Schnobrich on Unsplash

Zusätzlich bieten wir kleine Achtsamkeits- und Sensibilisierungsmaßnahmen an. Diese sind speziell zugeschnitten auf Jugendliche, die den Umgang mit Smartphone und Internet gerade erlernen und beziehen deren Eltern gleich mit ein. Wir zeigen an praktischen Beispielen, wie man sich im Netz verhalten sollte, wie z.B. dem Einrichten einer Chatgruppe. Wir empfehlen Regeln, Moderationen, Belohnungen und Sanktionen sowie den Umgang mit Kommentaren und Beleidigungen. Auch haben wir Tipps zum Erkennen, Vermeiden und Lösen von Konflikten oder Mobbing in diesen Medien.

Nehmen Sie gerne Kontakt auf!

Quellen: Mediatisierung mobil. Handy- und Internetnutzung von Kindern und Jugendlichen (medienanstalt-nrw.de), Von Buchdruck bis TikTok: Die Geschichte der Medien – YouTube,